Genießen macht gesund und ist keine Sünde. Genuss ist eine Kunst und somit erlernbar. Echter Genuss nährt und macht glücklich. In unserer heutigen Welt wird Genuss oft mit „Gönnung“ oder sogar „Sünde“ gleichgesetzt. Ein Stück Kuchen wird zum „Cheat Meal“, ein gemütlicher Abend auf der Couch gilt als „Faulheit“, und selbst der bewusste Genuss guter Lebensmittel wird schnell von schlechtem Gewissen begleitet. Dabei vergessen wir etwas Wesentliches: Genuss ist kein moralischer Fehltritt, sondern ein menschliches Grundbedürfnis.
Inhaltsverzeichnis
Erlaube dir Genuss aus vollem Herzen
Finde deinen persönlichen Genuss
Dankbarkeit für Glück und Genuss
Genießen ist keine Sünde
Echter Genuss nährt uns und das nicht nur körperlich, sondern auch emotional und mental. Er bringt uns ins Hier und Jetzt, fördert Zufriedenheit, reguliert Stress und stärkt das Wohlbefinden. Wenn wir uns jedoch ständig dafür verurteilen, verlieren wir den Zugang zu dieser wertvollen Ressource. In diesem Beitrag geht es darum, Genuss neu zu denken. Wir wollen weg von Schuld und Verboten, hin zu Bewusstheit, Freude und innerer Balance. Denn Genießen ist alles andere als eine Sünde. Genießen ist eine Kunst und es lohnt sich, sie wieder zu erlernen.
Genießen entspannt
In unseren Ohren mag dies alles zunächst sehr widersprüchlich klingen, doch genau das Gegenteil ist wahr: Genuss macht das Leben leichter, entspannter und sogar gesünder. Richtig gelebter Genuss ist purer Luxus und hat nichts mit „Sündigen“ oder schlechtem Gewissen zu tun. Er ist ein wichtiger Bestandteil unseres Wohlbefindens und kann uns dabei unterstützen, Stress abzubauen, im Körper anzukommen und mehr innere Ruhe zu finden.
Achtsam genießen
Im Alltag sind wir oft im Dauerlauf und sind wir gerade angekommen, denken wir schon an den nächsten Schritt. Unsere Aufmerksamkeit springt von Aufgabe zu Aufgabe und von Erledigung zu Erledigung. Wir sind ständig am Planen und in diesem Modus schalten wir dann besonders beim Essen den auf Autopiloten. Mahlzeiten werden nebenbei erledigt, während der Kopf ganz woanders ist. Wir snacken oft den ganzen Tag vor uns hin und haben das Gefühl, nie wirklich was zu essen. Genau hier entsteht die Chance: Achtsames Essen kann uns wieder zurück in den Moment holen. Es gibt mittlerweile sehr viele Studien dazu, die belegen, dass Personen, die ihr Leben mehr genießen, viel gesünder sind. Die gute Nachricht ist, dass Genuss eine Fähigkeit ist, die erlernt werden kann. Wie jede andere Kunst ist sie nur eine Frage der Übung und der Achtsamkeit.
Lerne die Kunst des Genusses
Der Psychologe Rainer Lutz hat sich über Jahrzehnte damit beschäftigt, wie Genuss unser Essverhalten, unser psychisches Wohlbefinden und sogar unsere Gesundheit positiv beeinflussen kann. Seine sieben Regeln des Genießens sind heute aktueller denn je, denn wir leben in einer Welt, die immer schneller, lauter und reizüberfluteter wird.
Als Ernährungsberaterin habe ich das Glück, täglich die Veränderungen meiner Kund:innen wahrzunehmen, die sich wieder bewusst dafür entscheiden, achtsamer und bewusster zu leben. Mit viel Engagement bereiten wir gemeinsam den Weg für eine Zukunft voller Genuss und Achtsamkeit vor, jedoch ohne Reue, Schuld und Sünde. Hier findest du einen Überblick über die Kunst des Genusses. Viel Freude beim Eintauchen in diese neue alte Welt.
Nimm dir Zeit für Genuss
Echter Genuss entsteht nicht zwischen Tür und Angel. Unser Körper braucht Zeit, um Geschmäcker wahrzunehmen und Sättigungssignale überhaupt zu bemerken. Zeit ist jedoch etwas, was wir verlernt haben uns zu nehmen. Vor allem für die wirklich wichtigen Dinge im Leben – nämlich uns selbst!
Ein typisches Szenario aus den meisten Berufsalltagen ist folgendes: du isst dein Mittagessen im Gehen oder vor dem Laptop und deine Gedanken sind beim nächsten Schritt oder bei der Mail, die du gerade schreibst. Nach 10 Minuten ist der Teller leer, aber du hast kaum etwas geschmeckt, noch hast du wahrgenommen, was und wie viel du überhaupt gegessen hast. Häufig ist man danach weder satt noch zufrieden.
Ganz anders fühlt es sich an, wenn du dich hinsetzt und deine Mahlzeit überhaupt mal ansiehst. Was hast du da überhaupt vor dir? Wer hat es zubereitet? Welche Zutaten, Inhaltstoffe und Nährwerte hat dein Gericht? Nährt es deinen Körper und deinen Geist wirklich oder ist es ein Produkt des Chemiebaukastens der Lebensmittelindustrie? Atme tief durch, nimm die Aromen war und genieße die Zeit mit dir.
Hier deine konkrete Idee für deinen Alltag:
Richte dir tägliche eine oder mehrere „Genussinseln“ ein: Zum Beispiel täglich 10 Minuten für einen Tee oder deinen Kaffee. Oder nimm eine Mahlzeit oder ein Stück Schokolade, einen Keks (was auch immer) bewusst zu dir. Mit Genuss und ohne Ablenkung. Wenn du magst, kannst du auch das Besteck mal zur Seite legen und das Kauen auf dich wirken lassen. Oder leg deinen Schokoriegel immer wieder dazwischen ab. Was schmeckt dir besonders an ihn? Wieso hast du dich für genau diesen Riegel entschieden und nicht für einen anderen?
Erlaube dir Genuss aus vollem Herzen
Verbote erzeugen Druck. Dieser Druck breitet sich, bewusst oder unbewusst als innerliche Spannung aus. Manche Menschen neigen dazu, diese aufgebaute Spannung nach außen hin abzubauen, zum Beispiel mit Sport, Wut oder Nörgeln. Andere tendieren eher dazu, diese Anspannung in sich hineinzufressen und mit sich selbst auszumachen. So oder Druck führt oft zu Verhalten, das wir eigentlich vermeiden möchte, selbst an uns nicht schön finden und haben möchten. Wer sich jedoch Genuss erlaubt, lernt automatisch einen entspannteren Umgang mit Essen und sich selbst.
Verbietest du dir konkrete Lebensmittel oder beschränkst deinen Süßigkeitenkonsum auf die eine Fressattacke, denkst du dazwischen häufig nur noch an diese verbotenen Lebensmittel. „Ich darf keinen Keks essen“ lässt die Gedanken also ständig um diesen Keks kreisen. Diese Gedanken sind mit Frust und Scharm verbunden. Es entsteht immer mehr Anspannung über den Tag, die sich am Abend entladen irgendwo muss.
Hier deine konkrete Idee für deinen Alltag:
Ersetze Verbote durch Erlaubnisse: „Ich darf dieses Dessert essen, denn es gehört zu meiner Hauptmahlzeit. Ich esse es bewusst und genieße es.“ Gönn dir deine Lieblingssüßigkeiten täglich, nach dem Essen, in kleinen Mengen und mit viel Achtsamkeit und Genuss. Dadurch isst weniger davon und mit viel mehr Zufriedenheit, was dich auf Dauer glücklicher macht.
Genieße bewusst und aufmerksam
Multitasking und Genuss schließen einander aus. Zudem ist Multitasking keine lobenswerte Eigenschaft, auch wenn sie immer mit Leistung und Erfolg gleichgesetzt wird. Wenn der Kopf mit Handy, Laptop oder den diversen Projekten beschäftigt ist, bleibt für den Geschmack kaum Raum. Wahllos stopft man in sich rein, was man in die Finger bekommt, ohne überhaupt wahrzunehmen, was und wie viel es ist. Zeit sich Gedanken darüber zu machen, ob es Geist, Herz und Körper nährt, ist sowieso nie vorhanden.
Hier deine konkrete Idee für deinen Alltag:
Schalte beim Essen das Handy stumm oder lege es in ein anderes Zimmer. Isst du in der Arbeit, verlasse wenn möglich den Schreibtisch und gehe in den Pausenraum. Bleibst du am Arbeitsplatz sitzen, widme dich vollkommen deiner Mahlzeit. Achtsames Essen ist Selbstfürsorge. Frage dich selbst, wie viel Zeit du dir wert bist.
Vielleicht hast du zu Hause sogar die Möglichkeit dir einen „Genussplatz“ einzurichten. Gestalte diesen Platz so wie es entspannend für dich ist, dass du dich auch wirklich gerne hinsetzt. Wähle schöne Serviette, vielleicht ein kleines Licht oder eine Kerze, nimm dein Lieblingsbesteck und dein Lieblingsgeschirr. Schaffe dir eine Umgebung, die Entspannung fördert und frei von Ablenkungen ist. Deine liebsten Pralinen schmecken am Genussplatz ganz anders als vor der Netflix-Serie. Nimm Farbe, Geruch, Temperatur und Geschmack wahr und iss die Praline täglich „neu“.
Finde deinen persönlichen Genuss
Wir alle haben individuelle Vorlieben, und die verändern sich im Laufe des Lebens. Achtsames Essen hilft uns, diese Bedürfnisse wieder wahrzunehmen. Deshalb ist es wesentlich, sich immer wieder die Zeit zu nehmen, sich neu zu entdecken. Deine individuellen Bedürfnisse zu kennen und zu vertreten, trägt viel zu deiner allgemeinen Zufriedenheit bei. Wenn du immer die Bedürfnisse andere in den Vordergrund stellst, entsteht viel innere Anspannung und Unzufriedenheit.
Hier deine konkrete Idee für deinen Alltag:
Führe kleine „Genuss-Experimente“ durch. Probiere zum Beispiel Lebensmittel auf neue Weise – z. B. Ofenkürbis statt Kürbissuppe, gedünstete Apfelspalten statt rohen Apfels. Geh in den Supermarkt und wähle bewusst ein Gemüse, dass du noch nie probiert hast. Geh mit Neugierde und Entdeckerfreude einkaufen und überlege, was dir guttun würde und wahre Genussmomente schaffen könnte. Manche Menschen lieben herbe, dunkle Schokolade, andere genießen lieber fruchtige Desserts. Einige greifen gerne zu salzigen Snacks und im Sommer präferiert man andere Lebensmittel als im Winter. Sei achtsam mit dir und deinen Bedürfnissen.
Genieße (regel)mäßig
Genuss hat nichts mit Menge zu tun. Genieße lieber täglich deine kleinen Lieblingslebensmittel, anstatt nur ein bis zweimal pro Woche. Häufig endet dieses Gönnen dann in Reue und im Übermaß. Studien zeigen ganz klar: Je größer das Überangebot, desto schwerer wird es, wirklich zu genießen. Gönnt man sich selten was, dann schlägt man leichter über die Stränge. Genieße als regelmäßig in Maßen, dafür mit Hingabe und Achtsamkeit.
Hier deine konkrete Idee für deinen Alltag:
Stell dir bewusst kleine Portionen bereit und genieße diese langsam und Stück für Stück. Möchteset du dann noch ein Stück, dann gönn es dir ohne Reue. Dieses Verhalten schützt dich davor, dass du häufig die ganze Packung konsumierst. Feiere diese kleinen Mengen und das lieber täglich, als einmal pro Woche im Übermaß. Dir ist vielleicht schon aufgefallen, dass die erste Kugel Eis oder das erste Gummibärchen intensiv schmeckt, die dritte Eiskugel oder das zwanzigste Gummibrächen fast überhaupt nicht mehr wahrgenommen wird.
Mache Genuss alltäglich
Die vorherige Regel ist quasi eine Vorübung dieser Regel. Den Genuss täglich in sein Leben einzubauen, vertieft Genussmomente und macht das Leben intensiv und freudvoll. Genussmomente müssen keine großen Lebensereignisse, wie ein Geburtstag oder das hoch zelebrierte Feierabendbier, sein. Sie sollten jeden Tag Raum geben finden. Sich täglich Zeit für sich selbst und seinen Genuss zu nehmen, ist ein wichtiger Teil der Selbstfürsorge.
Hier deine konkrete Idee für deinen Alltag:
Der Duft von frischem Kaffee am Morgen, kann einen schon in eine zufriedene Stimmung versetzen. Ein spezieller Duft, auch von einem Räucherstäbchen oder einem Parfüm, kann über den Tag sehr viel Freude und Genuss bereiten. Ein warmes Bad, ein gutes Gespräch, die Sonne auf der Haut – all das sind alltägliche Dinge, die man wahrnehmen und genießen kann. Nimm dir täglich einmal Zeit, um im Moment zu sein und den Augenblick zu genießen. Du kannst dir auch jeden Abend einen kleinen Genussmoment des Tages aufschreiben oder mit deinem Partner/deiner Partnerin durchbesprechen.
Das schärft den Blick für die positiven Momente und reduziert Stress nachweislich. Ein einfaches Abendessen, das ihr bewusst gemeinsam wählt, kocht und genießt.
Genuss als Kunst
Echter Genuss nährt uns und das nicht nur körperlich, sondern auch emotional und mental. Er bringt uns ins Hier und Jetzt, fördert Zufriedenheit, reguliert Stress und stärkt das Wohlbefinden. Wenn wir uns jedoch ständig dafür verurteilen, verlieren wir den Zugang zu dieser wertvollen Ressource. In diesem Beitrag geht es darum, Genuss neu zu denken. Wir wollen weg von Schuld und Verboten, hin zu Bewusstheit, Freude und innerer Balance. Denn Genießen ist alles andere als eine Sünde. Genießen ist eine Kunst und es lohnt sich, sie wieder zu erlernen.
Hier deine konkrete Idee für deinen Alltag:
Beim ersten bewussten Essen eines Apfels fällt dir vielleicht nur der Geschmack auf, später auch die Konsistenz, der Duft, die Temperatur, die Farbe. Desto öfter du bewusst die Fähigkeit im Moment zu sein trainierst, desto leichter wird es dir fallen, auch die „alltäglichen“ Momente als Genussmomente wahrzunehmen. Das beruhigt dein parasympatisches Nervensystem und reduziert Stress. Mache gerne gezielt 1× täglich ein 30-Sekunden-Genusstraining: Wähle ein kleines Lebensmittel, das du liebst wie zum Beispiel eine Nuss, ein Stückchen Schokolade oder eine Beere dafür. Schau es mit Kinderaugen an, rieche es, fühle es, koste es ganz langsam. Du wirst überrascht sein, wie stark sich die Wahrnehmung verändert.
Hier findest du eine gesamte Genussübung, die du als tägliche Achtsamkeitsübung einbauen kannst. Außerdem findest du noch weitere Alltagstaugliche Ideen, in denen es nicht immer nur ums Essen geht.
Dankbarkeit für Glück und Genuss
Dankbar zu sein, egal, ob für die kleinen oder großen Dingen des Lebens, steigert das Glücksempfinden und stärkt die Resilienz. Resilienz ist unsere psychische Widerstandskraft. Die Forschung zeigt: Regelmäßige Dankbarkeitsübungen wirken sich sowohl kurz- als auch langfristig positiv auf Menschen jeden Alters aus. Denn wenn man Dankbarkeit ausdrückt, egal, ob man jemandem „Danke“ sagt oder zum Beispiel ein „Dankbarkeitstagebuch“ führt, dann schüttet das Gehirn die Botenstoffe Dopamin und Serotonin aus. Dopamin und Serotonin sind zwei Hormone, die für unsere Glücksempfinden verantwortlich sind.
Dankbarkeit bedeutet nicht, dass man immer glücklich, optimistisch oder fröhlich sein und in jeder noch so verzwickten Situation das Gute erkennen muss. Das wäre unrealistisch, macht Stress und würde heißen auch wichtige Gefühle wie Traurigkeit oder Angst zu unterdrücken. Echte Dankbarkeit bedeutet hingegen, die positiven Aspekte im Leben bewusst wahrzunehmen und anzuerkennen, ohne aber die Herausforderungen zu ignorieren oder abzuwerten.
Probiere es selbst aus und schreiben zum Beispiel jeden Abend „drei gute Dinge“ auf, für die du heute persönlich dankbar bist. Jede noch so kleine Kleinigkeit zählt. Das kann auch sein, dankbar zu sein für ein gutes Essen, das sorgfältig vom Bäcker produzierte Brot, die gemeinsame Zeit in der Familie, ein nettes Gespräch oder einen heute bewusst erlebten Genussmoment.
Fazit: Genießen ist keine Sünde
Genuss ist soll nicht nur Luxus sein, sondern ein wesentlicher Bestandteil einer gesunden Ernährung und eines gesunden Lebensstils. Wer bewusst genießt, isst weniger, isst intuitiver und lebt zufriedener. Gezielte Stressreduktion durch Genussmomente lässt den ganzen Körper entspannen und beugt so Entzündungen vor. Weniger Stress senkt den Cortisolspiegel (Stresshormon) und den Insulinspiel, verlangsamt die Herzfrequenz und schüttet Glückshormone aus. Wenn du dir bewusst mehr Zeit für sich nimmst, auf deine Bedürfnisse achtest und aufmerksam durch gen Tag gehst, wirst du von Tag zu Tag zufriedener und glücklicher. Eigentlich weiß dein Körper genau, was er braucht. Vertraue dir, höre hin und genieße.
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