Ernährungwissenschaftlicher Beitrag aus Sicht einer Betroffenen
Das ist natürlich nicht nur bei Ödemen so, sondern auch bei anderen Erkrankungen und wenn wir ehrlich sind, dann gilt dies auch für Gesunde – denn jeder:jede bekommt früher oder später die Auswirkungen seines:ihres Lifestyles zu spüren. Bei Ödemen merken wir die Auswirkungen jedoch unmittelbar – was gut ist – finde ich. Isst man zu viel Zucker oder zu viele gesättigte Fette, geht das bei uns nicht nur auf die Hüften und auf den Po, sondern auch auf das Ödem. Ernährungsberatung macht für alle Sinn.
Inhaltsverzeichnis
Erfahrungsbericht aus meinem Leben
Das Wichtigste zur Ernährung bei Ödemen in Kürze
Käse – auf die Fettsäuren kommt es an
Gesunde Ernährung ist Lebensqualität
Mein Tipp bei Ernährungsumstellungen
Ernährungswissenschaftliche Beratung
Erfahrungsbericht aus meinem Leben
Wenn ich zu fettig esse, zu viel Salz oder Zucker konsumiere oder zu viel Alkohol trinke, dann schwellen meine Füße und Knöchel an. Wenn ich es zu sehr übertreibe, dann geht es bin in die Waden hin zum Knie und schmerzt sehr. Es fühlt sich an als würde die Haut platzen, da die Lymphflüssigkeit raus ins Gewebe rinnt und nicht weg kann. Das dauert dann 1-2 Tage und dann sind die Lifestyleauswirkungen wieder weg.
Süßigkeiten sind eine tolle, süchtigmachende Kombination aus Fett und Zucker, die mühsam über das Lymphsystem abtransportiert werden müssen. Ich spüre vor allem sie, aber auch frittiertes, direkt in den Lymphknoten. Mein Körper muss extrem arbeiten, um diese Inhaltsstoffe, die er eigentlich nicht braucht, wieder loszuwerden. Das müssen natürlich alle Körper. Mit einem funktionierenden Abfallsystem – dem Lymphsystem – in dem die Lymphbahnen einwandfrei funktionieren, werden solche Alltagssünden jedoch kaum spürbar.
Richtige Ernährung bei Ödemen
Als Ernährungswissenschaftlerin und Ernährungsberaterin mit einer eigenen Praxi in Wien, habe ich ein Ernährungskonzept entwickelt, welches auch zum Großteil für Ödempatient:innen angewandt werden kann. Zum Großteil deshalb, weil jedes Ödem anders ist und jede Person individuell.
Berücksichtige ich meine eigenen Erfahrungen, inklusive vieler Erfahrungen Betroffener, kann ich mit den gängigen Lehrmeinungen nicht ganz konform gehen. In der Praxis habe ich jedoch mit dem MissNutri (R) Ernährungskonzept sehr gute Erfolge erzielen können und der Status meinen eigenen Ödems ist der beste “Beweis” dafür, dass es funktioniert.
Dieser Beitrag soll ein kompakter Erfahrungsbericht meines eigenen Lebens mit Ödem sein, aber auch eine Zusammenfassung dessen, was mir viele Ödemaptient:innen berichtet und erlebt haben. Bei Fragen kannst du gerne jederzeit eine Ernährungsberatung buchen.
Das Wichtigste zur Ernährung bei Ödemen in Kürze
Das Wichtigste zu Beginn: Iss keine Fertigprodukte, kaum verarbeitete Fleisch- und Wurstwaren, selten Süßigkeiten verwende Käse und Brot sparsam im Speiseplan
Warum?
Ganz einfach:
Erstmal enthalten all diese Produkte extrem viel Salz, was uns Ödempatient:innen (sowie den Großteil der Bevölkerung) nun mal wirklich nicht gut tut. Wir lagern nämlich noch mehr Wasser ein als der Durchschnitt der Bevölkerung und das schmerzt sehr.
Zum Zweiten enthalten die erstgenannten Produkte alle viele Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker und gesättigte Fette (oft sogar Transfette), die für alle Menschen nicht gesund sind. Für Menschen mit Ödem jedoch wirklich fatal werden können.
Gegengesetzt zur aktuellen Lehrmeinung, arbeite ich jedoch mit ausreichend Kohlenhydraten und setze nicht auf eine Low-Carb Diät. Wichtig ist die Art der Kohlenhydrate. Konkret bedeutet das: Verzichte weitgehend auf Auszugsmehle, raffinierten Zucker und reduziere Brot und Backwaren. Diese Herangehensweise hat sich in meiner Ernährungsberatung immer bewährt.
Folgend möchte ich ein paar einzelne Lebensmittelgruppen herausgreifen und die Zusammenhänge näher erklären.
Käse – auf die Fettsäuren kommt es an
Käse per se ist kein verwerfliches Lebensmittel. Es sind jedoch die gesättigten Fettsäuren, bzw. der hohe Fettanteil im Allgemeinen, der uns Ödempatient:innen zu schaffen macht. Deshalb sollten wir sogar besser auf fettreduzierte oder fettarme Käsesorten zurückgreifen. Fette werden nämlich über das Lymphsystem im Körper verteilt und wenn das “schwach” arbeitet, solle man es nicht unnötig belasten. Haben wir zu viel Fett gegessen fließt die Lymphe nicht mehr ganz so schnell und der Körper braucht länger für den Abtransport von Schadstoffen und anderen Abbauprodukten. Wir neigen dann auch mehr zu Infektionen oder einer Allgemein Überlastung des Systems. Essen wir leicht und hauptsächlich gesunde Fette sind wir viel vitaler, belastbarer und leistungsfähiger.
Hier noch ein einfaches Rechenbeispiel:
Käse hat im Schnitt 30g Fett / 100 g. Die Tagesbilanz an Fett sollte 60-70g nicht überschreiten. Im Wochenschnitt pro Tag max. 2 Schreiben konsumieren. Halbfettkäse hat – wie der Name schon sagt – ca. 15g Fett / 100g. Bei Halbfettkäse wären also vier Scheiben Käse pro Tag drin. Genaueres lernst du in deiner persönlichen Ernährungsberatung.
Brot & Backwaren bei Ödemen
Beim Brot ist sehr darauf zu achten, dass es hochwertige Vollkornprodukte sind, die nicht industriell verarbeitet bzw. mit Zusatzstoffen angereichert oder sogar eingefärbt sind. Generell gilt: Alle Menschen sollten auf hochwertige, komplexe Kohlenhydratquellen wie Vollkornbrot, Vollkornweckerln, Vollkornreis, Vollkornnudeln, Hirse, Bulgur, Quinoa, Gerste etc. zurückgreifen.
Umgang mit Brot im Alltag:
Brot enthält sehr viel Salz. Schon alleine deshalb sollen Broterzeugnisse immer mit viel Gemüse konsumiert werden, da die meisten Gemüsesorten viel Kalium enthalten, was der Gegenspieler zu Natrium (also Salz) ist. Außerdem fördert Gemüse die Verdauung, unterstützt Verstoffwechselungsprozesse und unser Immunsystem. Wozu auch unser Lymphsystem gehört. So unterstützen wir unseren Körper optimal. Drei bis vier Portionen, wobei eine Portion einer Faust entspricht, sollten es pro Tag mindestens sein.
Eiweiß bei Ödemen
Hier weicht meine ernährungswissenschaftliche Patientinnen-Meinung ein wenig von den Empfehlungen für Ödeme der meisten Diätolog:innen ab. Die lautet nämlich, dass man viel Eiweiß konsumieren soll. Hauptsächlich mageren Milchprodukte und mageres Fleisch. Ergänzend dazu viele Hülsenfrüchte und wenig Kohlenhydrate. Durch meinen ernährungswissenschaftlichen Hintergrund, inklusive meine eigenen Erfahrungen und “Experimente” mit mir, kann ich damit leider nicht ganz konform gehen.
Ganz klar, Eiweiß ist wichtig. Aber sind wir uns ehrlich, wer leidet heutzutage in der westlichen Gesellschaft an einem Eiweißmangel? Die meisten essen viel zu viel davon, was wiederum den Körper und das Lymphsystem unnötig belasten. Viele Eiweißquellen gehen zudem mit gesättigten Fetten einher bzw. generell mit einem höherem Fettgehalt. Viel dazu findest du in in meinem Kochbuch, welches du auf meiner Website kaufen kannst.
Für Eiweiß gilt:
- Reduziere die tierischen Produkte erheblich. Nur ca. 1/2 der Gesamtmenge an Eiweiß (0,8-1,0 g / kg Körpergewicht / Tag) sollte aus tierischen Eiweißquellen stammen
- Greife auf hochwertige Proteinquellen wie Eier, Fisch, unverarbeitetes Hühnerfleisch, mageres Rindfleisch oder Wild zurück
- Verwende magere Milchprodukte wie Magerquark / Magertopfen, Skyr, Griechisches Joghurt (2% Fett) etc.
- Baue täglich pflanzliche Eiweißquellen in deinen Speiseplan ein wie Bohnen, Erbsen, Linsen Tofu und Sojajoghurt bzw. Sojaskyr
Kombiniere alle Arten von Hülsenfrüchten mit hochwertigen Getreidesorten. Gute Kombinationen mit einer hohen biologischen Wertigkeit sind:
- Erbsen mit Vollkornreis
- Brot mit Humus
- Bohnensalat mit Vollkorntoast
Fette & Öle bei Ödemen
Da Ödempatient:innen sorgfältig mit Fett umgehen sollten, ist es für sie besonders wichtig, auf die richtigen Fettquellen zu setzen. Fett ist nämlich sehr wichtig für alle Prozesse im Körper, sowie für gesunde Zellen und einen klaren Verstand. Genau Zusammenhänge lernst du in der Ernährungsberatung.
Als Richtwert gilt:
Samen und Nüsse wie Leinsamen und Walnüsse sollten täglich im Müsli landen oder zum Essen gesnackt werden. Kaltgepresste Öle wie Olivenöl, Rapsöl und Leinöl können den täglichen Salat nicht nur den richtigen Geschmack verleihen, sondern auch die richtigen inneren Werte. Und ja, auch der wöchentliche Fisch sollte unbedingt am Teller landen. Wenn man keinen Fisch mag, sollte man unbedingt die wichtigen Fettsäuren EPA & DHA supplementieren.
Mindset im Leben mit Ödem
All das klingt für dich wirklich nach Einschränkung und Verzicht? Ganz ehrlich: So fühlte es sich auch für mich an – Anfangs. Eine Ernährungsumstellung ist nichts was man von heute auf morgen schafft. Eine Ernährungsumstellung ist ein Prozess. Sie ist deine individuelle Reise in ein gesünderes und selbstbestimmteres Leben. Anfangs war es für mich schon Verzicht so viele Lebensmittel in geringeren Mengen oder seltener am Teller zu haben. Mittlerweile sind es mir nicht mehr wert, die Schmerzen in Kauf zu nehmen oder mich abgeschlagen und energielos zu fühlen. Ich habe gelernt gut mit meiner Krankheit umzugehen, ohne das ich verzichten muss. Vielmehr ist es ein bewussterer und achtsamer Umgang mit Lebensmitteln, Genussmitteln und mit mir und meinem Körper.
Gesunde Ernährung ist Lebensqualität
Mit frohem Mute kann ich sagen, dass ich jetzt mehr Lebensqualität habe als vor der Diagnose. Die Jahre, in denen ich meinen Körper kennengelernt habe und gelernt habe darauf zu vertrauen, was er mir sagt, die haben sich ausgezahlt. Es ist schön ein gesundes Gespür für seinen Körper zu haben und seinem Körper genau das geben zu können was er braucht. Es macht mich glücklich, dass ich Morgens aufwache und meine Beine leicht sind, meine Lymphknoten nicht schmerzen und meine Haut nicht spannt. Ich fühle mich voller Energie und Tatendrang und DAS… ist für mich Lebensqualität
Mein Tipp bei Ernährungsumstellungen
Es gibt viele Produkte, die vielleicht nicht auf Anhieb schmecken. Gibt nicht auf! Probier dich durch! Es sind zum Beispiel einige Vollkornnudeln wirklich ekelig – andere Marken sind deutlich besser. Dasselbe gilt für Sojajoghurt und auch für Halbfettprodukte. Mach Gemüse zu deinem Freund und probiere verschiedene Zubereitungsarten von zum Beispiel Brokkoli. Gib jedem Lebensmittel eine Chance. Und am wichtigsten ist: Gibt nicht auf! Koste dich durch und hab Spaß dabei.
Ernährungswissenschaftliche Beratung
Brauchst auch du Unterstützung? Du bist nicht alleine. Ich berate dich gerne. In ganz Österreich und Deutschland. Als Ernährungwissenschafter:innen bin ich in der Primärprävention tätig und berate dich nach dem MissNutri® Ernährungskonzept. Ernährungsberatung macht für alle Sinn. Weil Ernährung so einfach und gleichzeitig heilsam sein kann!
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Bettina Sommer
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